Bei
meiner Treu! Es wird mir Angst gemacht.
Ich
soll geschwind ein rein Sonettchen sagen
Und
meine Kunst in vierzehn Zeilen wagen,
Bevor
ich mich auf rechten Stoff bedacht;
Was
reimt sich nun auf –agen und auf –acht?
Doch
eh’ ich kann mein Reimregister fragen
Und in
dem Sinn das Abc durchjagen,
So
wird bereits der halbe Teil belacht.
Kann
ich nun noch sechs Verse dazu tragen,
So
darf ich mich mit keinen Grillen plagen:
Wohlan,
da sind schon wieder drei vollbracht;
Und
weil noch viel in meinem vollen Kragen,
So
darf ich nicht am letzten Reim verzagen:
Bei
meiner Treu! das Werk ist schon gemacht.
1674 – 1732 Sonett
mit aufgegebenem Endreim
Hier liegt der edle Storch, in
einer schlechten Ritzen,
Nichts reget sich an ihm; denn
er ist Mause-todt.
Und alles, was er hat, wiegt
kaum ein halbes Loth:
Sein Schau-Spiel über ihm war
donnern oder blitzen,
Und sein Ergötzen sich mit
Schlangen zu verfitzen.
Denn diese waren ihm so, wie
sein täglich Brodt.
Wenn er spatzieren gieng, so
trat er in den Koth,
Da fand er seine Kost, den
Tranck in einer Pfitzen:
Die Feuer-Mauer war ihm Bette,
Stub und Tisch:
Die Reißer dienten ihm zu
einem starcken Walle
Und ist mir anders recht, das
nechste Dach zum Stalle:
Er trug aus Ubermuth nicht
Sammet oder Plisch:
Die Federn zierten ihn, als
wie die Haut das Kalb;
Jedoch sie zierten ihn; ietzt
hat er sie kaum halb.
1674 - 1732
Mich heist Urania in stummer
Glut verbrennen,
Zeit und Entäusserung hemmt
meine Schmertzen nicht.
Ich fühle gar zu sehr, was
ihre Hand verricht,
Und weiß die Mittel nicht, die
mich erretten können.
Ich muß mich lange Zeit schon
ihren Sclaven nennen;
Doch wenn mein Auge sich auf
ihre Schönheit richt,
So scheint es, daß mein Hertz
mich darum glücklich spricht,
Daß mir Urania will diesen
Dienst vergönnen.
Zwar manchmal redet mir auch
die Vernunfft wol ein,
Und sucht mich allgemach zum
Aufruhr anzutreiben,
Ob wolte sie dabey mir schon
verbindlich bleiben;
Wenn ihre Regeln nun mir meist
von nothen seyn,
Erhebet sie darauf Uranien
bald wieder,
Und leget mich für sie mehr,
als die Sinne, nieder.
1674 – 1732 seine
poetische übersetzung des Hiobs
Wenn Hiob an dem Kummer naget,
So zeigt er selbst sein
Unglück an,
So daß er offt darüber klaget,
Und nicht den Schmertzen
bergen kan.
Er zeiget deutlich, was ihn
plaget,
Und seuffzet auf der
Dornen-Bahn,
Indem er zu den Freunden
saget:
Das hat des Herren Hand
gethaan.
So durfft er freylich nicht
verzagen;
Doch scheint es, daß es im
ertragen
Ihm noch wol andre fürgethan.
Er trug gantz ungemeine
Plagen,
Und konte sich dabey beklagen;
Ach andre sind noch schlimmer
dran.